Wissenschaftliche Aufenthalte

Das Pays des Écrins ist eine Region, die von einem besonderen Interesse an wissenschaftlichen Aufenthalten über die Alpen, die Geologie, die Entstehung der Gletscher usw. profitiert.

Hier finden Sie unsere Artikel über Gruppen, die wir im Rahmen ihres Besuchs im Pays des Écrins kennengelernt haben.

Sie möchten bald Ihren Aufenthalt für eine Gruppe organisieren? Wir laden Sie dazu ein, sich an unser Team aus Aufenthaltsberatern zu wenden: contact@paysdesecrins.com.

Wir laden Sie dazu ein, sich das Interview mit Richard Bonnet, Wissenschaftlicher Verantwortlicher im Nationalpark Les Écrins, über die Gletscherschmelze (Eisdicke von 70 cm/Jahr), die Intelligenz der Pflanzen und die Sensibilisierung der Touristen angesichts der Klimaerwärmung anzuhören. Wussten Sie zum Beispiel, dass der Mensch 40% der Gletscher retten könnte, wenn er handeln würde?

Diese Region ist hinsichtlich der Biodiversität unglaublich vielfältig. 

 

Hält man sich am Ufer des Flusses Durance auf und richtet man dabei den Blick in Richtung der umgebenden Berggipfel, hat man eine mit Steppen in der Mongolei vergleichbare Landschaft mit Gräsern und charakteristische Auenwälder zu Füßen. Blickt man nach oben, sieht man mediterrane Pflanzen an den Südhängen (vor allem in der Naturregion Embrunais), dichte Fichtenwälder an den Nordhängen, etwas weiter oben die Alpinstufe mit Lärchen und Almen, noch weiter oben steile Felsformationen, in denen das Bergschneehuhn lebt (ein wilder Hühnervogel, der auch rund um die Pole zu finden ist). Das Vorhandensein von Gletschern hat große Bedeutung, da dank dieser zu jeder Jahreszeit Wasser im Überfluss fließt.

 

Die Höhenstufen und die unterschiedlichen Expositionen bieten Lebensraum für alle möglichen Tier- und Pflanzenarten. Die Präsenz des Nationalparks Les Écrins ermöglicht wissenschaftliche Untersuchungen und Studien auf allen Ebenen. 

 

Außerdem ist die Durance-Achse ein Migrationskorridor für Zugvögel. Im Frühjahr und am Sommerende bieten sich mit einer unglaublichen Vielzahl an Vogelarten, die Richtung Norden ziehen, Möglichkeiten der Vogelbeobachtung (wobei sich das Frühjahr hierfür besser eignet), worüber sich die Ornithologen freuen!

 

Für den botanischen und entomologischen Bereich gilt dasselbe − die Vielfalt der Lebensräume und Wirtsarten bietet seltenen Pflanzensorten ein Zuhause. Aus botanischer Sicht trifft dies auf das Naturschutzgebiet Deslioures zu. Hier wachsen Alpen-Mannstreu (im Volksmund Blaue Distel genannt... es handelt sich nicht um eine Distel, sondern um den größten Mannstreu-Bestand in Europa), Österreichischer Drachenkopf und Klee usw... Auch aus der Sicht der Schmetterlinge: der Isabellaspinner (Graellsia isabellae) kommt unter anderem in Freissinières, L'Argentière-la-Bessée und Les Vigneaux vor.

 

Auf geologischer Ebene spiegelt die Region schlicht die Geschichte der Erde wider: Am Anfang gab es die Pangaea, die alle Kontinente vereinte. Die Platten bewegten sich und brachen auseinander: Es entstand der Alpenozean, der Thetys-Ozean genannt wurde. Das Pays des Écrins befand sich damals am Rand einer Insel, von der fossilisierte Strände, zum Beispiel am Eingang zum alten Arbeitsbereich in der Silbermine, übriggeblieben sind.  Später kam es zur Hebung der Alpen und zur Bildung der Überschiebungslinie entlang der afrikanischen und europäischen Kontinentalplatten in der Durance-Achse (die Landschaft Queyras liegt auf der afrikanischen, das Écrins-Massiv auf der europäischen Platte): Der Druck der afrikanischen Platte war so stark, dass sich zahlreiche Berge formten, deren Gipfel Höhen von bis zu etwa 4.000 m erreichten: das Écrins-Massiv. In dieser Zeit entstand der Queyras (der Queyras ist auch stark gefaltet, aber nicht so stark wie das Écrins-Massiv). Der "Alpenozean" ist natürlich verschwunden, aber dafür trifft man hier auf weltweit einzigartige geologische Sehenswürdigkeiten: das Chenaillet-Massiv mit der Kissenlava (Lava in kissen- oder wulstartiger Form), einer Vulkanlava unter Wasser, die sich  in 4.000 m Tiefe (heute in 2.600 m Höhe) befand und zu der heute Geologen aus der ganzen Welt strömen, um sie, oberhalb von Montgenèvre (der Ort ist eine der beiden Stätten, an denen diese Art Gestein zu sehen ist – die andere Stätte befindet sich im Sultanat Oman) zu bewundern. 

 

Anschließend kam die Eiszeit (vor 15.000 bis 20.000 Jahren), in der die Gletscher Höhen von bis zu 1.800m Höhe und sogar höher erreichten. Nur die Gipfel ragten aus dem Eis. Diese formten die Landschaft , indem sie beim Zusammenfluss zweier Gletscher weite, ziemlich ebene, muldenförmige Täler mit schroffen Hängen an den Rändern und hängenden Tälern bildeten (wobei kleinere Gletscher weniger tief graben und man überall verstreut auch Gletscherriegel findet, siehe beispielsweise der sehr steile Hang, der in das Freissinières-Tal führt).

 

Aus geologischer Sicht veranschaulicht auch die Silbermine  gut die Bildung der Alpen. Hier wurde bei sehr hoher Temperatur eine Flüssigkeit in die Quartzitspalten eingespritzt, wodurch die Bleiglanz-Erzadern entstanden 

 

Auch die Astronomie ist ein Themengebiet, das dank dem Observatorium in Bouchié gefördert werden könnte. Der Nachthimmel im Pays des Écrins und insbesondere in Dormillouse ist mit wenig Lichtverschmutzung außergewöhnlich hell.

 

Beispiel für einen Aufenthalt mit einer Ornithologengruppe

Deutschschweizer sind einmal auf Erkundung hierher gekommen, weil sie nach einem Ort für ihre jährliche Frühjahrstagung suchten. Die Ornithologen haben das Nationalpark-Haus besucht und sich bei den Unterkunftsanbietern in Vallouise erkundigt:  Sie suchten eine Einrichtung mit Platz für 50 Personen. Sie brauchten vor Ort einen zweisprachigen Ansprechpartner, um den Austausch mit dem Nationalpark Les Écrins zu erleichtern.

 

Auf dem Programm stand ein einwöchiger Aufenthalt mit montags bis freitags durchgeführten, von Rangern des Nationalparks Les Écrins begleiteten Exkursionen (diese Leistungen wurden vom Nationalpark Les Écrins in Rechnung gestellt) in verschiedene Biotope zur Beobachtung einer maximalen Anzahl von Arten, wobei immer auch nach einem seltenen Vogel Ausschau gehalten wurde: Steinrötel, Alpenkrähe, Steinsperling... Die Ornithologen haben schöne Beobachtungen durchgeführt und waren sehr begeistert. Erkundete Naturräume: Steppe in Châteauroux-les-Alpes, Chambran-Tal, Pré de Madame Carle, Aufstieg zur Schutzhütte des Glacier Blanc, natürlich auch die Umgebung von Vallouise und die Ebene mit den Obstplantagen – ein Reservoir der Biodiversität (dort sichteten sie eine rosafarbene Amsel und einen Rosenstar!). Am Tagesende fanden ein Treffen und anschließend ein Abendvortrag (21 bis 22 Uhr) statt, zu Themen wie zum Beispiel: "Alpenkrähe und Alpendohle", "Das Waldhaselhuhn", "Nachtraubvögel im Nationalpark Les Écrins"

 

Das Simultandolmetschen übernahm Ricarda, die auch bei der Vorbereitung eines Dinner-Aperitifs geholfen hat, da die Ornithologen nicht wussten, an welchen Anbieter man sich bei einer solchen Anfrage wenden kann. Ihr Anspruch war sehr hoch, alles sollte perfekt sein. Das war es auch – sie waren sehr zufrieden. 

 

Ricarda Ailloud - Aufenthaltsberaterin