Die Bäume im Nationalpark Les Écrins sind ein Vorzug. Der Nationalpark bietet eine große Biodiversität, und jede einzelne Baumart kann sich von den anderen stark unterscheiden. Bestimmte Bäume tauchen die Täler im Frühjahr in einen prachtvollen Blütenzauber. Manche duften intensiv und stellen ein interessantes Studienfeld dar.
Europäische Lärche
Dieser großartige, farbenprächtige Baum mit dem rotbraunen Holz, den weichen grünen, orangefarbenen Nadeln, den rosa- und hellbraunfarbenen Früchten ist das Symbol der Alpen und wird auch “Lichtbaum” genannt. Die Europäische Lärche zählt zu den seltenen Nadelbäumen, die im Winter ihr Nadelkleid verlieren. Im Herbst bieten die Nadeln, die den Boden bedecken, eine bemerkenswerte Landschaft, da sie die Berge in einen schönen, orangefarbenen Mantel hüllen – unbedingt sehenswert! Der Europäische Lärchenbaum spendet reichliche Mengen bernsteinfarbenes Harz und ist der einzige laubwerfende Nadelbaum. Europäische Lärchen bilden einen relativ widerstandsfähigen (doch nicht unbedingt ausreichenden) Schutzwall gegen Lawinen und Erosion. Da Europäische Lärchen lichtdurchlässig sind, können unter ihrem Schirm krautartige Arten blühen und aufkommen.
Rostblättrige Alpenrose
Der Signaturduft des Departements Hautes-Alpes, der Wanderer überrascht, stammt von dieser prachtvollen Pflanze. Gegen Ende, Anfang Juli sind rosa-purpurrote Blüten zu sehen – die Almrosen. Die Blattunterseite ist mit rostfarbenen Drüsen versehen – daher ihr Name: Rostblättrige Alpenrose. Unter einer Schneedecke, die die Pflanze vor dem Erfrieren schützt, übersteht die Alpenrose die Winterzeit. Sie vermehrt sich durch windgetragene Samen, Absenker, verbunden mit der Aktion ihrer abgestorbenen Blätter, die den Humus ansäuern und die Konkurrenz verdrängen. Nach zwei, drei Jahrhunderten wird eine dichte Kolonie entstanden sein.
Spanischer Wacholder
Dieser Baum, der sich in Saint-Crépin befindet, wird wegen seiner graugrünen Farbe und seines zerklüfteten Baumstamms “Eisenholz“ genannt. Der Spanische Wacholder ist für seine besondere Witterbeständigkeit bekannt. Dieser Baum war bei der Bevölkerung beliebt – und wird gern als Brennholz verwendet, was diese Art gefährdet. Sein botanischer Artname bedeutet “weihrauchtragend“, da seine Blätter einen angenehmen Duft verströmen. In Frankreich ist sein Verbreitungsgebiet auf den Südosten der Alpen begrenzt. Die Baumart wurde früher intensiv genutzt, heute jedoch weniger. In Spanien wächst der Spanische Wacholder trotzdem und bildet große Waldgesellschaften.
Briançon-Pflaume
Die Früchte der Briançon-Pflaume, auch Alpenpflaume oder Murmeltierpflaume genannt, sind Anfang Herbst reif. Da sie aber sauer sind, wird empfohlen, Konfitüre aus ihnen zuzubereiten. So macht es Stéphanie – nach der Pflückernte in Le Lauzet stellt sie Murmeltierpflaumen-Konfitüre her. Dazu eine lustige Anekdote: Viele dachten schon, dass es Murmeltierfett ist – aber nein! Hier geht es um die Frucht! Sie ist gelb und ihr Geschmack erinnert an Pflaumen – die Briançon-Pflaume ist dafür bekannt, dass sie die höchste in Europa ist. Diese endemische Art besitzt Blüten in Büscheln, die sich im Frühjahr auf ihren Ästen bilden. Aus den Pflaumensteinen wird ein sehr mildes, feines und duftendes Öl gewonnen, das im Departement Hautes-Alpes als Speiseöl oder zur Beleuchtung verwendet wird. In der Provence kostete es im 19. Jahrhundert doppelt so viel wie Olivenöl.
Esche
Diesem großen, schnell wachsenden Baum, der eine Wuchshöhe von 40 Metern und eine Stammdicke von bis zu einem Meter erreichen kann, verdankt der Ort Freissinières seinen Namen. Die Esche wurde von den Landwirten wegen ihres biegsamen Holzes intensiv genutzt, da das Holz sich gut für die Herstellung von Werkzeuggriffen und die früheren Holzkarrenräder eignete. Die Blätter wurden an die Tiere verfüttert – an die Ziegen, Schafe und Pferde, die sich sozusagen daran weideten. Das sehr harte Eschenholz wurde für Werkzeug verwendet. Früher dachte man, dass Eschen Schlangen fernhalten. Einer unmittelbar in der Nähe stehenden Esche wurde heilende Wirkung zugeschrieben – gegen Unfruchtbarkeit! In Okzitanien bereitet man aus den Blättern der Esche ein erfrischendes Getränk namens "Frênette" zu.
Zirbelkiefer
Dieser Baum, auch “Arbe” und “Zirbe” genannt, besitzt eine eiförmige Silhouette, wie die seiner Zapfen, und einen witterbeständigen Stamm. Zirbelkiefern wachsen an Nordhängen und gelegentlich neben Lärchen. Der Tannenhäher ernährt sich von ihren Samen und sorgt für deren Verbreitung. Diese Beziehung ist für beide Arten lebenswichtig. Die Qualität und Feinheit des Zirbelkiefernholzes ermöglichte seine Verwendung in der Kunsttischlerei, im Queyras beispielsweise zur Herstellung von Möbelrosetten. In der letzten Zeit vergilben ihre Nadeln infolge der Auswirkungen der Luftverschmutzung, durch die die photosynthetische Aktivität verringert und der Wasserstress verschärft wird.