Sie sind überall zu finden – auf den Almen, in den Bergen. Dies bedeutet aber nicht, dass sie zahlreich sind. Diese Arten bedürfen des Schutzes, und ihr Fang ist verboten. Niemand will in Gefangeschaft leben – erst recht nicht die Wirbellosen! Wenn Sie den traumhaft schönen Schmetterling Isabellaspinner sehen, mit seinen Flügeln, die an Kirchenfenster erinnern, haben Sie großes Glück! Die Täler des Écrins-Massivs bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, um thematische Studien über zahlreiche seltene Arten durchzuführen!
Isabellaspinner
Seine grünen, mit rotbraunen Adern eingefassten, durchscheinenden Flügel sehen aus wie Kirchenfenster. Diese wunderschöne Schmetterlingsart ist schwer zu sichten, da sie nachtaktiv ist und nicht vor 22 Uhr fliegt. Noch dazu ist der Isabellaspinner selten. Man muss also besonders vorsichtig sein und ihn vor allem leben lassen. Schließlich ist der Falter trotz seiner Größe in den Pinienästen sehr gut getarnt. Der Schmetterling wurde erst im Jahr 1839 in der Sierra von Madrid entdeckt und nach der Königin von Spanien, Isabella II., benannt. Im Departement Hautes-Alpes wurde im Jahr 1922 eine endemische Unterart entdeckt, die hauptsächlich in den Föhrenwäldern des Durancier, des Embrunais und im Vallouise-Tal zu finden ist. Die Raupe ernährt sich von Föhrenblättern. Der ausgewachsene Schmetterling frisst nichts und lebt nicht länger als fünf Tage im Frühjahr. Leider sind in der Forstwirtschaft verwendete Föhrenklone für den Isabellaspinner schädlich. Unachtsame Schmetterlingssammler, die Veränderung ihres natürlichen Lebensraums und die nächtliche Lichtverschmutzung führen dazu, dass diese Art immer seltener wird.
Apollofalter
Es ist ein großer schwarzweißer Schmetterling mit Hinterflügeln, die durch rote Augenflecken geprägt sind, und schwarzen Fühlerenden. Der Apollofalter unterscheidet sich vom selteneren Kleinen Apollofalter, der schwarzweiß geringelte Fühler und rote Flecken am Außenrand der Hinterflügel aufweist. Apollofalter sind von Mai bis September in den Wiesen und Geröllfeldern zu sehen. Der Apollofalter, der in den Alpen noch verbreitet ist, wird an anderen Orten seltener. Die Raupe ernährt sich von Hauswurz und Fetthenne. Man hat beobachtet, dass der Apollofalter seinen Lebensraum in höhere Höhenlagen verlagert oder die Erstflugphase früher erfolgt (Phänologie), um die gegenwärtige Klimaerwärmung zu kompensieren – möglicherweise ein Faktor, der zum Bestandsrückgang dieser Schmetterlingsart führen könnte. In höheren Berglagen besteht die Gefahr, dass der Apollofalter kein günstiges Umfeld für seine Entwicklung mehr findet.
Alpen-Smaragdlibelle
Es ist eine große Libelle mit schönen grünen Augen und einem länglichen, metallisch-grünen oder schwarz glänzenden Körper. Das Männchen ist sehr territorial und fliegt daher häufig patrouillierend umher. Das Weibchen legt ihre Eier auf der Wasseroberfläche oder auf Torfmoosen ab. Dabei rüttelt sie mit dem Hinterleibsende und sticht so die Eier ab. Der Schleim, der die Eier umgibt, schwillt beim Kontakt mit dem Wasser an, wodurch sich die Eier am ersten Substrat, dem sie begegnen, festsetzen können. Nach dem Schlupf verbringen die Larven drei oder vier Jahre lang im Gewässer. Auch wenn kein Wasser mehr vorhanden oder es gefroren ist, graben sich die Larven im Torf ein, das aus der Ansammlung nicht zersetzter Pflanzenreste besteht. Diese kleinen Torfmoose sind zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt – Austrockung, Entwässerung, Niedertrampelung, Eutrophierung – aber ohne Torf verschwindet auch die Alpen-Smaragdlibelle. Das Anlegen kleiner Teiche könnte eine Lösung sein.
Riesenholzwespe
Die “Riesenholzwespe” zu sichten, ist ein seltenes Glück, auch wenn sie im Süden des Écrins-Massivs eher weit verbreitet ist. Es ist eine relativ primitive Art, die sich von entwickelten Arten wie Bienen, Ameisen usw. unterscheidet. Da sie aussieht wie eine Hornisse, und aufgrund ihrer Größe, zählt die Holzwespe zu den beeindruckendsten Hautflüglern. Da die Riesenholzwespe kein Gift hat, ist sie harmlos. Man kann sie auf Tannen, Föhren, Lärchen, usw. finden. Die Riesenholzwespe legt ihre Eier in entwurzelte, absterbende und sogar frisch gefällte Bäume. Mit dem Legebohrer bohrt das Weibchen Löcher in die Bäume und legt Eier hinein. Harz verschließt die Bohrung, sodass die Eier geschützt sind.
Nordische Gebirgsschrecke
Diese für die Hochgebirgsfauna sehr repräsentative Heuschrecke kann in Berglagen zwischen 2.000 und 2.700 Metern auftreten. Sie hat eine sehr variable, bunte Farbmusterung, die Innenseite ihrer Beine ist rot und ihre Deckflügel laufen hinten spitz zu, sind aber zu kurz zum Fliegen. Aufgrund der kalten Temperaturen ist ihr ganzer Körper behaart. Nordische Gebirgsschrecken können angetroffen werden, wenn man in Gletschernähe spazierengeht. Sie sind widerstandsfähig gegenüber Schneefall oder starken Tag-/Nachttemperaturschwankungen. Im Herbst legt das Weibchen ihre Eier, die vor dem Schlupf zwei Winter geschützt unter dem Schnee verbringen. Dies garantiert das Überleben der Art angesichts von Klimaschwankungen, da für das nächste Frühjahr noch Eier übrigbleiben.
Kurzflügel-Cigalette
Auf diese braune Zikadenart mit den kleinen schwarzen Augen zu treffen ist ein Glück! Sie ist im Süden des Écrins-Massivs und in Vallouise verbreitet. Um sie zu finden, muss man ihrem hohen, aber nicht sehr lauten Gesang lauschen. Ihr Gesang ist eine Art “Tssssss Tsit”, ein Geräusch, das man im Monat Juli oft hören kann. Die Larve lebt einige Jahre im Boden, erklimmt einen Ast und wandelt sich in ein fliegendes Insekt um. Manchmal kann man unter einem Busch eine von einer Larve hinterlassene Exuvie finden.
Wildbachheuschrecke
Diese fast ausgestorbene Art ist im Grunde genommen die in Europa bedrohteste Heuschrecke. Die Wildbachheuschrecke hält sich an feuchten Sandstränden und großen Gebirgsflüssen wie der Durance auf. Die in der Regel graufarbene Heuschrecke kann sich in ihrem Lebensraum relativ gut tarnen, nur die schwarzen Binden auf den Schienen und Hinterschenkeln können sie verraten. Das Weibchen ist bunter, es hat eine rötliche Binde auf dem Kopf und dem Halsschild. Diese Art ist in mehreren europäischen Ländern bereits verschwunden. Um dieser Art zu helfen, wäre die Schaffung von Sandstränden vorteilhaft. Im Nationalpark Les Écrins und in der Umgebung sind noch einige große Populationen erhalten. Den Schweizern ist es gelungen, die Art mit Einzeltieren aus der Romanche am Fluss Rhône im Gebiet des Pfynwalds wieder anzusiedeln, nachdem sie 1989 verschwunden war.